Kommentar zu dem Artikel in Jungle World
antikolonial zum Ural

Wie der Titel sagt, ist es ein Artikel über die Situation in Ost-Europa,, besonders in Tchechenien. Mit einem Foto von Basajew, ein Chef des tchechenischen Widerstand's, wird der Eindruck erweckt, dass es um die Situation in Tchechechenien selbst geht. Es ist aber nur indirekt so, es wird hauptsächlich die Haltung von den deutschen Imperialisten in dieser Region unter die Lupe genommen, was auch sicher interessant ist. Es wird erzählt, wie die deutsche Imperialisten ihren Plan von einem Europa bis zu Ural unter ihrer Führung erreichen wollen. Es wird unter anderem beschrieben, wie das Argument des Selbstbestimmungsrechtes der Völker von den deutschen Imperialisten gebraucht, missbraucht wird..

Dass den Imperialisten alle Mittel recht sind, um ihre imperialistischen Ziele zu erreichen, ist eine Binsenwahrheit. Auch die Imperialisten reden vom Recht der Selbstbestimmung der Völker, wenn es ihnen nützt, eben wie gesagt vorher: eine Binsenwahrheit!

Aber deswegen die Frage der Unterdrückung nicht sehen zu wollen, nicht bekämpfen zu wollen, das ist unerträglich, verwerflich. Die erste Frage, die jeder Mensch, der die Befreiung will, sich stellen muss die Frage der Unterdrückung und Unterdrückungsverhältnis sein. Konkret in diesem Fall heisst es : Gibt es eine rassistische Unterdrückung gegen die tchechenische Bevölkerung von den russischen Herrscher? Ich behaupte ja und darum bin ich dagegen, wie ich gegen die rassistische Unterdrückung gegen ausländische Menschen hier bin und probiere solidarisch mit den Betroffenen zu sein, darum sollten wir alle gegen den Antisemitismus und solidarisch mit den jüdischen Leuten sein, darum sollten wir alle gegen die rassistische Unterdrückung Israel und solidarisch mit den PalästinenserInnen sein, diese Liste lässt sich fast beliebig erweitern.

Und gerade diese Frage wird in "Jungle World" nicht einmal gestellt. Das ist nicht zulässig für die Leute, die gegen Unterdrückung kämpfen wollen (und Jungle World gehört sicher dazu).

Die Folgen dieser blinden Flecke: Es wird im wahrsten Sinn des Wortes totgeschwiegen, dass die tchechenische Bevölkerung seit Monaten unter Bombenhagel der russischen Armee massakriert wird. verwerflich, abscheulich...

Statt dessen wird das Problem von oben nach unten betrachtet: wie alle herrschenden Militärstrategen wird nur noch strategisch argumentiert und sogar vielmals mit dem vereinfachten Gedankengang: der Feind meines Feindes ist mein Freund oder alles was gegen mein Feind ist, tue ich unterstützen: Da Russland ein Verbündeter (und was für einen, aber lassen wir es im Moment) gegen die Nato und gegen die deutschen Imperialisten sein konnten, so sollen wir (also alle die gegen Unterdrückung sind) für Russland sein.

Mit einer solchen Haltung werden wir aber Komplize einer Unterdrückung, in diesem Fall Komplize einer rassistische Unterdrückung. Mit einer solchen Haltung werden wir Komplize einer staatlichen Armee, die bombardiert, massakriert... Für die "Jungle world" ist es nicht genug, wenn eine Bevölkerungsgruppe bombardiert wird, nicht ein einziges Wort wert ist es und warum?: Weil die TchechenInnen unter den falschen Bomben sterben, es sind keine NATO oder deutschen Bomben. Gewollt oder nicht, die "Jungle World" und alle die eine solche Politik verfolgen, machen sich zu Komplizen der russischen Armee, Komplize einer rassistischen Politik. Es genügt nicht unter Bomben massakriert zu werden, nein es sollen noch die "richtigen, sprich Nato oder deutschen " Bomben sein, um "linke" Solidarität erwarten zu können! So wird Politik nur noch Kalkül, übrigens wie die herrschende Politik auch ist...

Jawohl, die TchechenInnen und ihr Kampf gegen die russische Besatzungsmacht konnten, sind wahrscheinlich von der Nato missbraucht, das ändert aber nicht die Tatsache der rassistischen Unterdrückung. Die Frage der Führung von einem solchen Kampf ist selbstverständlich wichtig, aber der Widerstand von vorne rein diskreditieren mit einem Foto von Basajew mit dem Untertitel "Basajiew, zukünftiger Zar von Tchechenien" ist nicht nur jounalistisch sehr schlecht, da es nicht einmal recherchiert ist, aber was wichtiger ist: es verhindert einen Kampf gegen die rassistische Unterdrückung der russische Armee und eine solidarische Haltung mit der tchechenInnen, Opfer dieser Unterdrückung. Von wem sollen die TchechenInnen Solidarität erwarten, wenn nicht von uns? Niemand von uns soll sich nachträglich wundern, wenn die Nato als Verbündete, Befreier angesehen wird.
 
 

Dieser Standpunkt hat Geschichte...

Das war auch die Haltung vieler Linken in Kosova Konflikt: die Unterdrückung der albanischen Bevölkerung wurde auch vielmals verschwiegen.. Wie die herrschenden Militärstrategen wurde auch strategisch argumentiert und auch vielmals mit dem vereinfachte Argument: Jugoslawien ist von Nato angegriffen, so sollen wir das Regime unterstützen im schlimmsten Fall oder dieses Regime nicht schwächen. Darum habe ich damals gesagt und geschrieben, dass es ein Gedankengang der Herrschenden, wie der NATO, russischen Armee und aller anderen herrschenden Armee ist.

... aber der Kampf gegen Unterdrückung wird immer bleiben, weil es berechtigt ist.

Wenn die Linken überhaupt noch eine Existenzberechtigung haben sollen, so sollte der Kampf gegen die Unterdrückung im Mittelpunkt stehen, wie auch die Solidarität mit den Unterdrückten. Wir wissen alle, in welchem erbärmlichen Zustand die Linken sind. Eine Diskussion ist überfällig und ich fordere die Jungle world auf, dieses Schreiben zu publizieren, mit der Hoffnung einen Impuls zu geben, um diese längst fällige Diskussion anzufangen.

zanzibar
von pressebüro savanne
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