Anti-Haider-Demonstrantinnen in Jesolo von Polizei zusammengeprügelt
09 Jul 2000

Ausschreitungen bei Anti-Haider-Demonstration in Jesolo: Haider erhielt den
Schlüssel der Stadt überreicht

Rom/Jesolo - Bei einer Protestaktion gegen den Besuch von Jörg Haider im
italienischen Adria-Badeort Jesolo ist es am Samstagnachmittag zu
Auseinandersetzungen zwischen den DemonstrantInnen und der Polizei
gekommen. Die Demonstrantinnenen versuchten die Absperrzäune um das Rathaus
von Jesolo mit großem Druck umzustoßen, wurden jedoch von den Polizisten
unter Knüppeleinsatz daran gehindert.

Haider hatte um 15:30 Uhr das Rathaus erreicht, wo er eine Auszeichnung
entgegennahm. Um die Demonstrantinnenschar zu umgehen, betrat er das
Rathaus durch eine Hintertür, an was er bereits gewöhnt ist. Haider führte
vor Beginn der Zeremonie der Verleihung der Schlüssel der Stadt ein
privates Gespräch mit dem Bürgermeister von Jesolo, Renato Martin, der den
Besuch des Kärntner FPÖ-Politikers trotz heftigster Kritik von
verschiedenen Seiten organisiert hat. Martin, ein früheres Mitglied der
Lega Nord, hatte die Einladung am Vortag verteidigt als eine Geste an die
Kärntner und alle Österreicher, "die unsere Strände für unsere Sommerferien
wählen".

Ein Abgeordneter der italienischen Grünen, Paolo Cento, will in einer
Anfrage an das römische Innen- und das Außenministerium gegen das
Eingreifen der Polizei gegen die Demonstrantinnen protestieren. "Der
friedliche Verlauf einer Protestdemonstration gegen eine Zeremonie zu Ehren
Haiders wurde verhindert. Was geschehen ist, ist ein Skandal", so Cento.
Die Demonstrantinnen hatten nicht nur Slogans gegen den Haider-Besuch
gerufen, sondern auch mit aller Entschlossenheit versucht, durch
Durchbrechen der Absperrungen in das Rathaus einzudringen. Wir bedanken uns
für ihre Solidarität!

Cento forderte das Innenministerium in Rom auf, Haider die Auszeichnung
durch die Stadt Jesolo wieder abzuerkennen und auf diese Weise die
"Sanktionen" der EU-14 gegen Österreich zu respektieren. "Haider kann nicht
nach Italien kommen, um Spannungen zu nähren und Intoleranz zu bringen. Das
italienische Außenministerium soll bei der österreichischen Regierung
offiziellen Protest einreichen. Der Haider-Besuch in Jesolo beweist die
Notwendigkeit, dass die Sanktionen weiter in Kraft bleiben", argumentierte
der grüne Parlamentarier. Da ist Cento wohl den österreichischen Grünen um
einiges voraus.

"Enthusiasmus" um einen "Österreicher, der Urlaub macht"

Bürgermeiser Martin zog hingegen eine positive Bilanz des Treffens mit
Haider. Auch das Eingreifen der Polizei gegen die
Anti-Haider-Demonstrantinnen vor dem Rathaus von Jesolo konnten den
Optimismus des Stadtoberhauptes nicht trüben. "Die Demonstranten haben sich
in Grenzen gehalten. Haider hat insgesamt großen Enthusiasmus ausgeloest.
Bei einem Stadtrundgang nach der Feier im Rathaus wurde er von jubelnden
Bürgern begrüßt, die ihn nicht mehr gehen lassen wollten", so der
Bürgermeister.

Der Chef der Lega Nord, Umberto Bossi, versuchte die Polemik um den Besuch
Haiders in der Region zu beschwichtigen. "Haider ist ein Österreicher, der
Urlaub macht", betonte Bossi. Er unterstrich jedoch, dass seine Partei
nichts mit der Initiative in Jesolo zu tun habe.(Infos aus dem
Standard-On-Line)

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