Pressebüro Savanne, hyäne 2/97, Seiten 94-96, Rubrik In-Sekten-Wahn


Komaja

Gesellschaft für Gesundheit und Erkenntnis

Teile der Gegenkultur der sechziger und siebziger Jahre (StudentInnen, Hippies, Alternativbewegung etc.) entpolitisierten sich mit der Zeit zunehmends und wandten sich okkulten, esoterischen Sekten zu. Eine der einflussreichsten Sekten, die AnthroposophInnen, bildeten einen starken rechten Flügel aus, der heute enge Verbindungen zur rechtsextremistischen bis neofaschistischen Scene entwickelt hat (siehe dazu auch: Antifaschistische Zeitung 1-3). Der Ursprung der Anthroposophie und dessen, was heute gemeinhin als Esoterik und New-Age wahrgenommen wird, ist die Lehre der Theosophie. Diese okkulte Lehre propagiert das Übermenschentum anhand einer Rassentheorie. Dabei werden TasmanierInnen, Buschleute, die Eingeborenen von Borneo und generell alle schwarzafrikanischen Menschen, als elend aussterbende Stämme und menschenähnliche Affen bezeichnet. Die Theosophen erheben den Anspruch, eine allen Religionen und Weltanschauungen zugrundeliegende ``Urweisheit'' zu vertreten. Mitglied der Theosophischen Gesellschaft war u.a. auch Rudolf Steiner (bevor er sich gross genug fühlte, seine eigene Sekte zu gründen - die Anthroposophie). Sein Treiben in der Theosophie und in einem okkulten Zirkel wird u.a. auch im Buch ``Satanismus'' von Josef Dvorak geschildert. Die theosophische Lehre ging auch in die germanentümmelnde Thule-Gesellschaft und in die Gedankengänge diverser Naziführer ein. Die kranken Ideen von Adolf Hitler kamen nicht von ungefähr, waren doch Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess, Hitlers Leibarzt Morell, Reichsminister und Naziideologe Alfred Rosenberg und Reichsmarschall Hermann Göring, allesamt Mitglieder der Thule-Gesellschaft. Dieser kleine Abstecher in die Geschichte der Esoterik sollte aufzeigen, woher der Fundus der heute operierenden Sekten, okkulten Gesellschaften und diversen Zirkel stammt. Eine Gruppierung, die sich auch stark auf die theosophische Lehre bezieht und in der Schweiz immer mehr Aktivitäten entwickelt, ist die Gesellschaft für Gesundheit und Erkenntnis, kurz Komaja.

Der Bosnier Franjo Milicevic (geb. 1953) beschäftigte sich schon in seiner Heimat mit der asiatischen Geisteswelt und engagierte sich im Yoga-Zentrum in Zagreb, war Mitbegründer der jugoslawischen Sektion der Gesellschaft für Transzendentale Meditation und Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Seine Ideen konnte er in diesem Rahmen jedoch nicht durchsetzen. Nach eigenen Angaben formte sich ein lockerer Anhängerkreis junger Menschen. 1987 konnte er seinen Tätigkeitsbereich auf die Schweiz und Deutschland erweitern. Sein Schulungssystem, das nur er und von ihm lizenzierte Lehrer weitergeben dürfen, ist eine Mischung von theosophischen Ansichten, Yoga-Praktiken, Psychologie und New Age-Elementen. Die AnhängerInnen verzichten auf Rausch- und Genussmittel und leben vegetarisch. Sie meditieren regelmässig und besuchen die Kurse von Milicevic, gehen daneben aber ihrem normalen Beruf nach (aus: Eggenberger, Oswald. 1994. Kirchen, Sondergruppen und religiöse Vereinigungen). 1988 machte sich also Franjo Milicevic auf, um seine eigene Gemeinschaft zu gründen. Dieser Schritt ist absolut nachzuvollziehen und verständlich, anbetracht dessen, dass er sich als die Reinkarnation Leonardo da Vincis sieht. Heute gibt es in Kroatien, Deutschland, Australien und in der Schweiz Zentren der Komajas. In der Schweiz sind es rund 60 treue AnhängerInnen. Die meisten stammen aus akademischen und pädagogischen Berufen. Nach eigenen Angaben besitzen sie einen dichterischen und wissenschaftlichen Zugang zum Leben und sehen darin auch die Bestätigung dafür, dass sie zur menschlichen Elite zählen. Missioniert wird von den Komajas vorwiegend im Bekannten- und Freundeskreis, sei es an der Schule, bei der Arbeit oder an der Uni (Gerade an Kroatiens Unis wird heftig missioniert). Erste Kontakte finden in der Regel dadurch statt, dass man/frau zu einem Vortrag oder Fest eingeladen wird. Bei den ersten Kontakten mit der Sekte wird aber meist nicht mit offenen Karten gespielt. Informiert wird lediglich darüber, dass es sich dabei um eine Meditationsgruppe handelt. Gehen wir doch mal an so eine Komaja-``Party''. Als erstes empfängt uns ein Engelslächeln mit den Worten: ``Schön, Dich kenn ich ja noch gar nicht, wie heisst du denn?'' Dann folgt die Aufforderung, die Schuhe auszuziehen. Wir folgen nun dem Eso-Sound und gelangen an die Bar im Wohnzimmer. Dort triffst du auf weitere AnhängerInnen, welche dir mit einer süssen Freundlichkeit begegnen und reges Interesse an deiner Person bekunden. Noch viel grösseres Interesse aber wirft die Frage auf, wann denn Makaja (Sektenname von Milicevic) wohl kommen mag. Nichtsahnend an unserem Tschai schlürfend werden wir durch entzückte Rufe auf den Mann aufmerksam gemacht, der jetzt hereintritt. Da steht er nun also. Franjo Milicevic. Das unwiderrufliche Oberhaupt der Komajas. Der Guru, der dich nachts in deinen Träumen heimsucht (eigene Aussage). Der Mann mit dem irren Blick (s. Foto). Da wir uns der allgemeinen Begeisterung nicht anschliessen können, machen wir uns auf den Nachhauseweg und nehmen aber dabei auch in Kauf, dass wir die Wahlen zur erotischsten Komajafrau und zum erotischsten Komajamann verpassen. Komaja ist ein Führerkult. Unangefochtene Autorität ist Franjo Milicevic. Wenn er etwas sagt, dann gilt das. Nebst dem Gebot zum Vegetarismus und anderen unzähligen Geboten und Regeln gibt es auch noch recht absonderliche Hygieneregeln. Diese verbieten es z.B. eine Trinkflasche an ein Glas anzusetzen, da diese Flasche womöglich schon mit einem anderen Glas von einer anderen Person Kontakt hatte. Begründung: Aidsgefahr! Auch das Essen aus dem gleichen Teller ist mit gleichlautender Begründung verpönt. Andererseits wird aber in der sogenannten Kirschblütengruppe munter Gruppensex praktiziert. Dabei geht es vor allem um die Sexualmagie (dabei wird versucht, mittels der freigesetzten Energie beim Sex ein höheres Bewusstsein zu erlangen). Der Hauptsitz der Komajas liegt in Mittel-Urmi, 6354 Vitznau.

Abschliessend noch ein paar Zitate von Franjo Milicevic. ``Komaja ist die Sonne des Lebens. Komaja ist das neue, urkosmische und spirituell-philosophische System in der Erzeugung. Gleichzeitig ist Komaja auch das Herz dieses Systems, der verborgene Urheber seiner Kreation und seines Wachstums. Komaja ist die Antwort, der Weg und das Ziel. Komaja ist Wahrheit.'' The community: ``Alles, was ein Komaja-Anhänger tut, sei es als Individuum oder in der Gesellschaft, dient dazu, Wissen zu gewinnen über das Leben, und es zu bereichern. Es dient auch der Entwicklung der Tugend. Die Tugend der Komaja zählt zur ersten für sie. Das Bezwecken jeder menschlicher Tat ist im wesentlichen, einen Zustand vollständiger physischer und schlussendlich kosmischer Harmonie zu erreichen, den Zustand zu realisieren, in welchem die Bedürfnisse aller, allzeit vollständig befriedigt sind. Alle Lebewesen streben nach dem Erreichen dieses Zustandes der Seligkeit.'' (Übersetzung aus dem Englischen: Pressebüro Savanne. Zitate stammen aus einer Werbebroschüre der Komajas.)

Woher mag wohl Milicevic wissen, wonach alle Lebewesen streben? Nun ja, Grössenwahnsinnige gab's schon immer, und es ist gut, sie zu kennen.

(Henry)


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Letzte Änderung 1997-04-14